Teichmuscheln müssen sich an neues Zuhause gewöhnen

BUND und Kreisfischereiverein bereiten den Zimmerschlag-Weiher für seine Umgestaltung vor

Böblingen - Der Zimmerschlag-Weiher soll umgestaltet und der Wasserberggraben renaturiert werden. Bevor die Bagger anrollen, haben der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Kreisfischereiverein ehrenamtlich die letzten Vorarbeiten erledigt.

Bericht in der Kreiszeitung Böblinger Bote 01.09.2007 von ROBERT KRULLE

Den Weiher am Zimmerschlag zwischen RSG-Heim, Tennisfeldern und Fußballplatz erkennt man derzeit nur noch bei gutem Willen als solchen. Meterhoher Rohkolben verdeckt die Wasserfläche, der kleine See ist komplett zugewachsen. Das soll sich bald ändern. Denn mit den entsprechenden Baumaßnahmen wird dafür gesorgt, dass in Zukunft wieder dauerhaft mehr Wasser als Pflanzen zu sehen sind. Dafür ist indirekt das Flugfeld verantwortlich.
Für dessen Bebauung muss die Stadt Böblingen ökologische Ausgleichsmaßnahmen in Hohe von rund 1,6 Millionen Euro durchführen. Rund 600 000 Euro davon kommen dem Zimmerschlag-Weiher und dem sich anschließenden Wasserberggraben zugute. Der Weiher erhält einen Bodenfilter, außerdem baut die Stadt zwischen dem kleinen See und den Sportfeldern ein Absatzbecken, der die Düngemittel zurückhalten soll. Der Wasserberggraben soll nicht mehr durch den Weiher fuhren, sondern an ihm vorbei. Das alles verringert den Eintrag von Sedimenten und Nährstoffen - sprich:
Der Weiher verwandelt sich erheblich langsamer zu einer Schlamm- und Pflanzenfläche. Parallel wird der Wasserberggraben renaturiert, erhält also wieder mehr "Ecken und Kanten". Zusätzlich angelegte Laichgewässer sorgen für mehr Lebensraum und sichere Wanderwege für Amphibien. In den kommenden Tagen rollt die Firma an, die den Zimmerschlag- Weiher entschlammt und die vorgesehene Fläche aushebt. Deshalb waren jetzt noch der BUND und der Kreisfischereiverein aktiv und haben die letzten Vorbereitungen getroffen. Die Kreisfischer ließen das Wasser aus dem Weiher in den Wasserberggraben ab und stellten am Abfluss ein Netz auf, um den verbliebenen Zimmerschlag-Fischen ein neues Zuhause zu geben, blieben in dieser Hinsicht aber arbeitslos, denn von Fischen war weit und breit keine Spur.
"Wir haben schon gehofft, dass es da was zu tun gibt", sagte Gerhard Hofmann, der Vorsitzende des Kreisfischereivereins. "Denn bis vor einigen Jahren war der Weiher noch mit Fischen besetzt." Dafür sammelte die Fischer-Jugend zahlreiche Teichmuscheln ein, die jetzt in andere Böblinger Gewässer gebracht erden. In den Muscheln laichen die Fische, außerdem sorgen sie für klares Wasser. Was sonst noch so kreucht und fleucht im Zimmerschlag-Weiher, soll dann von der Aushub-Firma eingesammelt werden.
"Wir haben das gerne gemacht", so Hofmann, "denn wir wollen dazu beitragen, dass die Qualität der Böblinger Gewässer steigt." Im lokalen Seen-System würden die Gewässer eben zusammenhängen. "Wenn einer kippt, kippen die anderen nach und nach auch", so Hofmann. "Und der Zimmerschlag-Weiher hat da eine besondere Bedeutung, weil er am höchsten liegt und somit der erste ist." Wenn man also die Wasserqualität im Zimmerschlag steigere, käme das den anderen Seen auch zugute.
Parallel bauten einige BUNDler die Amphibien-Schutzzäune um den Weiher ab, damit diese bei den anstehenden Bauarbeiten nicht im Weg sind. Im Frühjahr zieht es Frösche und Molche zum Laichen Richtung Weiher. Um sie vor dem Tod auf den umliegenden Straßen zu schützen, hat der BUND schon vor rund 15 Jahren Schutzzäune aufgestellt, an denen die Amphibien hängenbleiben. Die Aktivisten vom BUND sammeln sie ein und bringen sie sicher zum Weiher. Damit den Jungtieren auf dem umgekehrten Weg nicht das gleiche passiert, stehen auch Zäune direkt am Gewässer.
Im September ist die Ruhephase der Amphibien und somit der ideale Zeitpunkt für den Baubeginn. Bis Juli 2008 soll die Maßnahmen an Zimmerschlag-Weiher und Wasserberggraben fertig sein.