Pressebericht: Kreiszeitung Böblinger Bote, 06.06.2006

Der Mensch ist die größte Gefahr für Böblingens Schokoseite

Böblingen - Die meisten Besucher reagieren geschockt auf die Bilder: Bei der letzten Seeputzete im Oktober des vergangenen Jahres sammelten die Mitglieder des Kreisfischereivereins 7,3 Kubikmeter Müll aus den Gewässern. Abfall, der drei Müllcontainer füllte. Müll, der der Seetreppe ihre Leichtigkeit nahm und die Rosengärten der Partnerstädte zu einer Scherbenfalle machte.

"Warum werfen die das alles in den See?" Der Knirps steht fassungslos vor einem Foto, auf dem sich Flaschen zu einem beachtlichen Gebirge türmen und - während er mit der rechten Hand den Zähnen des mächtigen präparierten Wallers, der vor Jahren im See geangelt wurde, nachspürt - kommt die nächste Frage: "Wie überleben die Fische das?" Fragen anlässlich des Tages der Umwelt, den gestern der Kreisfischereiverein und die Stadt am Bootshaus beim Unteren See veranstalteten. Fragen, die die Mitglieder des Kreisfischereivereins, die im Jahr 2005 insgesamt 2900 freiwillige Arbeitsstunden aufwendeten, um die Böblinger Gewässer sauber zu halten, ebenso bewegen. Vor allem, wenn sie erleben müssen, dass wenige Stunden nach einer Seeputzete die Vermüllung aufs Neue beginnt. Alle Jahre wieder.

"Die Verschmutzung nimmt zu. Daniel Gruseck, einer der beiden Gewässerwarte des Kreisfischereivereins, kann seinen Zorn darüber nur schwer verhehlen. "Flaschen, Fahrräder, Bauschilder, schwere Schildersockel, scharfe Handgranaten und jede Menge Geldbeutel. Da nehmen die Diebe nur die Scheine raus, das Kleingeld, Ausweise und Plastikkärtchen bleiben drin, damit die Börsen schneller untergehen." Diplom-Biologin Andrea Maier vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Böblingen kann nur zustimmend nicken. Der Kreisfischereiverein und die Stadt Böblingen arbeiten in der Sorge um die Gewässerqualität der Böblinger Seen eng zusammen.

"Menschenrecht gesundes Wasser!" - unter dieses, vom Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, ausgegebene Motto hatten der Kreisfischereiverein und die Stadt Böblingen ihre gemeinsame Aktion zum diesjährigen Tag der Umwelt am 5. Juni gestellt. Seit 1972 werden alljährlich am Eröffnungstag der Konferenz zum Schutze der Umwelt in Stockholm auch in Deutschland Veranstaltungen, die das Umweltbewusstsein sensibilisieren sollen, durchgeführt.

Auf Schautafeln zeigten die Fischer ihre aufrüttelnden Fotos vom Müllsammeln rund um den Oberen und Unteren See, um Ganssee und Langgraben. "Die Wasserqualität in unseren Seen ist stabil", so Andrea Maier. "Das Problem ist die Verschmutzung durch den Menschen." Die Wasserqualität sei dort besser, wo die Fließgeschwindigkeit höher ist. "Wir haben zu viele stehende Gewässer."

Das kalte Wetter und der Nieselregen halten die Besucher an diesem Pfingstmontag von den Seen und damit auch von der Ausstellung fern. Schade, die Veranstalter würden gerne mit ihrer Ausstellung Böblingens Schokoladenseite, die Seen und den Stadtgarten auch ökologisch im Herzen der Nutznießer verankern. Geben sich doch die Fischer redlich Mühe: Ende Juli locken sie mit dem Lichter- und Fischerfest in ihre Vereinshütte am Ganssee. Ein Foto der dort servierten, goldgelb geräucherten Forellen lässt Kennern das Wasser im Munde zusammenlaufen.

"Die Bewirtschaftung muss stimmen" so Andrea Maier. Beim Besatz der Seen, der zweimal im Jahr vom Kreisfischereiverein durchgeführt wird, muss der Anteil der Fried- und der Raubfische stimmig sein. Wie gesund das Wasser ist, lässt sich an den vorhandenen Kleinlebewesen ablesen. Der eingefangene Rollegel zieht ebenso verschreckt wie die Steinfliegenlarven seine Bahn im ungewohnten Plastikbehälter. Ihre Anwesenheit im Seewasser demonstriert Gewässerqualität 2. Ein Erfolg, der auf die regelmäßigen Messungen und die ständige Kontrolle der Böblinger Gewässer zurückzuführen ist.

Alle, die wegen der Pfingstferien und auch wetterbedingt die interessante Ausstellung nicht sehen konnten, seien auf das Stadtfest vertröstet: Voraussichtlich wird die Schau am 15. und 16. Juli im Foyer des Neuen Rathauses noch einmal zu sehen sein.

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